Abiturvorbereitung: 10 Tipps, wie du dich auch während der Corona-Krise effektiv und fokussiert vorbereiten kannst

 

Aus aktuellem Anlass richtet sich dieser Blogartikel jetzt ausnahmsweise einmal nur an dich als AbiturientIn des diesjährigen Abiturjahrgangs.

 

Warum?

 

Du bist in einer ganz besonderen Situation: Nicht nur, dass du dich zum ersten Mal in einer Prüfungssituation befindest, die einen Lebensabschnitt beendet, sondern du bist auch erstmals – wie noch kein anderer in den Jahren zuvor – davon betroffen, dass deine Schule gerade vor dem Abitur ziemlich unvermittelt und ungeplant geschlossen wurde. Du bist mit einer Situation konfrontiert, in der der Corona-Virus vielen Angst macht und das beherrschende Thema ist. Sicherlich ist der ein oder die andere wegen der plötzlichen Schulschließung irritiert. Vielleicht macht sie dir sogar ein wenig Angst, weil du Sorge hast, du könntest für dich wesentliche Infos jetzt nicht mehr bekommen.

 

 

Glaube mir: Alles wesentliche wirst du bist jetzt in der Schule für dein Abi schon gelernt haben. Jetzt geht es vielmehr darum, bis zum Abitur den erforderlichen Stoff für dich zu strukturieren und so aufzubereiten, dass du ihn bis zum Zeitpunkt der Klausur parat hast. Vielleicht wirst du nach dem Abitur sogar sagen, ich habe viel zu viel gelernt, ich brauchte das alles gar nicht. Da man dies aber vorher nicht weiß und es einem Sicherheit in der Prüfung gibt, wenn man gut vorbereitet ist, möchte ich dir in diesem Artikel zeigen, wie du weiterhin alleine den Prüfungsstoff lernen bzw. behalten und wie du diese - für alle ungewöhnliche - Situation gut bewältigen kannst.

 

     Tipp 1:

 

Du kennst jetzt alle wesentlichen Infos über den Virus. Ich schlage dir daher vor: Vermeide es, dich ständig mit neuen Infos zu füttern. Es lenkt nur unnötig ab und richtet deinen Fokus auf Dinge, die du nicht ändern kannst und die dich in deiner Situation nicht weiterbringen. Bei dem ein oder anderen führt es vielleicht auch noch zur Angstverstärkung, weil er sich zurzeit sowieso schon unter Druck fühlt und somit noch empfänglicher ist für andere Stressfaktoren.

 

 

     Tipp 2:

     Nutze die verbleibende Zeit und teile dir deinen Lernstoff auf:

 

            Konzentriere dich zunächst auf deine schriftlichen Fächer, falls vor             deiner mündlichen Prüfung noch einige freie Tage liegen. Auf diese             kannst du dich dann noch nach der schriftlichen Prüfung gezielt                   vorbereiten.

 

            Frage dich, wieviel Zeit du realistisch benötigst, um den relevanten           Stoff in dein Gehirn zu bekommen.

 

           Gehe rückwärts vor: Wie viele Tage verbleiben dir noch? Wie viele               Stunden bist du realistischerweise in der Lage zu lernen? Es soll kein           Mammutprogramm werden, aber du solltest es dir auch nicht zu                 bequem machen. Versuche realistisch vorzugehen und                                 vermeide es zu prokrastinieren, d.h. das Lernen aufzuschieben und             stattdessen aufzuräumen oder zu putzen (beliebte Ablenkung bei               Studenten). Du bringst dich sonst in die missliche Situation, dass du             zum Schluss in Panik gerätst, weil alles aufgelaufen ist.

 

          Strukturiere dir nun deinen Lernstoff. Was solltest du noch unbedingt          lernen, d.h. was ist zwingend notwendig und was wäre schön, wenn du        das auch noch lernen würdest.                 

         Überlege dann, wieviel Zeit du wohl auf die jeweiligen Inhalte                    verwenden musst.

 

          Verteile nun die von dir geschätzte Stundenzahl auf die verbleibenden        Tage.  

 

 

Tipp 3:

 

Lerne an einem Tag nicht nur für ein Fach, sondern mische durch, d.h. lerne morgens z.B. für Englisch und nachmittags für Geschichte. So bleibt dein Gehirn länger aufmerksamkeitsfähig, weil du es mit wechselndem Input fütterst.

 

 

Tipp 4:

 

Lerne regelmäßig und immer zur gleichen Zeit. Jetzt heißt es: Lernroutine entwickeln und Selbstdisziplin zeigen. Falsch wäre es, dich an einen anderen Rhythmus zu gewöhnen, also z.B. jetzt morgens lange zu schlafen. Beginne am besten jeden Morgen um die Zeit, zu der auch deine Abiklausuren beginnen werden. D.h. um 9 Uhr starten die Klausuren? Dann setze dich auch um 9 Uhr an den Schreibtisch. Nur so gelingt es deinem Gehirn zu diesem Zeitpunkt auf Leistung ausgerichtet zu sein. Es wird sich daran gewöhnen und zum Zeitpunkt der Klausur wird es leistungsfähig sein. Gut ist es, wenn du deine Lerneinheit mit einem Ritual beginnst, wie einen Tee oder einen Kakao zu trinken, um deinem Gehirn zu vermitteln: Jetzt geht es los! Interessant ist, dass es hilfreich sein kann, dein bevorzugtes Getränk mit zu der Klausur zu nehmen. Nachgewiesenermaßen verbindet dein Gedächtnis mit dem Geruch des Getränks die Lerninhalte, so dass diese zum entscheidenden Zeitpunkt leichter abgerufen werden können.

 

 

Tipp 5:

 

Lerne nicht in zu kurzen Sequenzen, denn das Gehirn braucht etwas Zeit, um auf Temperatur zu kommen. D.h., wenn du nur eine halbe Stunde lernst, nimmst du dir die Möglichkeit, auf Betriebstemperatur zu kommen. Ich persönlich arbeite gerne drei Stunden am Stück. Die Unterbrechung nach 1,5 Stunden lasse ich nie länger als 10 Minuten sein, weil ich sonst aus dem Rhythmus komme. Nach drei Stunden intensiven Arbeitens nehme ich mir dann gerne eine etwas länger Pause.

 

Tatsache ist aber, dass deine Leistungskursklausuren länger dauern werden. Ab 2021 wird die zur Verfügung stehende Zeit bundeseinheitlich geregelt, zurzeit kann es in den Bundesländern noch variieren. Wichtig ist, dass du dein Gehirn daran gewöhnst, für diesen Zeitraum leistungsfähig zu bleiben. Selbstverständlich wird es zum Schluss nicht mehr genauso frisch sein wie zu Beginn. Stressbedingt wirst du es aber wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen. Für deine Vorbereitung bedeutet das, auch einmal länger auf deinem Schreibtischstuhl zu sitzen und deinen Geist zu trainieren. Denn während du im Unterricht immer wieder Pausen hattest und auch während der Schulstunde gerne mal abschalten durftest, ohne dass es jemand bemerkte, wäre es natürlich toll, wenn es dir in der Klausur gelingt, deine Konzentration hoch zu halten.

 

 

Das Gute ist, du kannst es trainieren. Suche dir also hin und wieder Tage heraus, an denen du länger ohne Pause arbeitest. Nutze diese Tage, um  auch einmal Übungsklausuren zu schreiben und zwar nicht nur stichwortartig. So übst du das Formulieren und auch noch einmal das Einteilen deiner Zeit! Danach ist es sicherlich gut, wenn du zunächst zu Mittag isst, anschließend etwas an die frische Luft gehst oder dich entspannst. Schau einfach, wann dein Mittagstief überwunden ist und starte dann erneut. Falls du dich nicht mehr für längere Zeit motivieren kannst, setze die Zeit etwas geringer an als in der Morgensequenz. Es ist nicht die Tageszeit, in der du deine Klausuren schreiben wirst, so dass du sie eher reduzieren kannst als deine Vorbereitung am Morgen.

 

 

Tipp 6:

 

Wie lernst du am besten? Fasse das Wichtige auf Karteikarten zusammen. Zusätzlich kannst du auch noch Mind-Maps anfertigen oder Stichworte aufschreiben, bei denen du dir jeweils notierst, wo das genaue Problem liegt. Erstelle Listen für Formeln und Daten. Schreibe mit der Hand und nicht am Computer. Nachgewiesenermaßen lernt das Gehirn besser, wenn du es mit der Hand schreibst.

 

Unterstreiche dann die wichtigsten Informationen mit einem Marker. Nimm zumindest zwei verschiedene Farben, z.B. rot und blau. Nutze rot für die besonders wichtigen Dinge, die du dir unbedingt noch zwei Tage vor der Klausur angucken möchtest und die dir elementar wichtig erscheinen. Nutze blau für das, was du sonst noch gerne behalten möchtest, so dass das Markieren deinem Gehirn suggeriert: Merke dir das!

 

 

Wiederholungen dieser Zusammenfassungen sind wichtig. Nutze dazu gerne die ersten 10 Minuten des Vor- bzw. des Nachmittags. So kommt dein Gehirn langsam in Fahrt. Überlege: Was habe ich am Vortag gelernt, was habe ich vor drei Tagen gelernt und präge dir so die von dir rot markierten Passagen ein. Und ja: Wiederhole auch gerne vor dem Schlafengehen. Das Gehirn merkt es sich so besser.

 

 

Tipp 7:

 

Bitte drei deiner Freunde, die in dem gleichen Fach schreiben, 15 Fragen zu den relevanten Themen zu stellen. Tauscht diese untereinander z.B. per What´s app aus. Später bekommst du dann von deinem Freund die Lösungen. Durch diese Vorgehensweise stellst du dich auf unbekannte Fragestellungen ein und hast eine gute Kontrollmöglichkeit, ob du genügend gelernt hast.

 

 

Tipp 8:

 

Nutze die letzten zwei Tage ausschließlich zur Wiederholung. Was sollte dein Gehirn jetzt wirklich verinnerlicht haben? Spezielle Ausdrücke, besondere Formeln, bestimmte Daten. Lass es sich ein wenig generieren und füttere es nicht noch mit zu viel Neuem.

 

 

Tipp 9:

 

Wie kannst du dich in dieser speziellen Zeit entspannen? Klar ist sicherlich: Anstecken möchtest du dich jetzt nicht, denn du willst wahrscheinlich nicht gerne am Nachschreibetermin teilnehmen. Zunächst einmal: Sollte das passieren, wäre es kein Beinbruch. Verhalte dich sorgsam, aber nicht panisch. Neben dem üblichen Händewaschen ist es natürlich ratsam, überwiegend zu Hause zu bleiben, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Gott sei Dank bieten uns digitale Medien ja genug Möglichkeiten, trotzdem mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Da Sport- und Kulturveranstaltungen sowieso abgesagt wurden, verpasst du auch nicht viel. Trotzdem solltest du dich natürlich auch an der frischen Luft bewegen, vielleicht (alleine) Sport treiben und nicht nur auf dem Schreibtischstuhl sitzen oder dich auf dem Bett rumlümeln. Warum: Dein Körper braucht Sauerstoff und dafür lediglich das Fenster zu öffnen, reicht leider nicht. Er braucht auch Bewegung 😊.

 

 

Tipp 10:

 

Es ist wahrscheinlich – neben deinem Führerschein – die erste große Prüfung für dich. Und ja, du wirst wahrscheinlich - wie viele andere - sehr aufgeregt sein. Ein wenig Stress lässt uns durchaus zu Höchstleistungen auflaufen, aber er sollte dich nicht blockieren. Du hast bisher schon so viel erreicht, du hast schon so viel geschafft. Nutze zum Stressabbau (wie unter Tipp 9 bereits angesprochen) die Bewegung, bringe dich einmal richtig aus der Puste.

 

Gerne geben Lehrer den Rat, abends vor der Prüfung nicht mehr zu lernen, weil es nichts mehr bringt. Sie haben sicherlich Recht. Falls du es trotzdem möchtest, begrenze es auf das bereits bekannte Listenlernen. Zumindest die letzte Stunde vor dem Schlafengehen solltest du dich jedoch entspannen. Idealerweise nicht mit Fernsehen oder an dem Computer, weil es deinem Gehirn die Möglichkeit nimmt, dass zuletzt gelernte bei der Verarbeitung zu priorisieren. Nimm lieber ein Entspannungsbad oder höre Musik.

 

 

Zu guter Letzt eine Bitte an all die, die vor einer Prüfung scheinbar keinen Bissen mehr hinunter bekommen: Nimm am Tag deiner Prüfung zumindest zum Frühstück genügend Flüssigkeit zu dir und iss etwas, was du leicht zu dir nehmen kannst, z.B. ein Joghurt oder Apfelmus. Schließlich braucht dein Gehirn gerade jetzt Energie.

 

 

Du merkst, dass du schrecklich aufgeregt bist, dein Herz stark klopft? Hierfür möchte ich dir eine kleine schnelle Atemübung vorschlagen:

 

Zunächst atmest Du etwas tiefer als gewöhnlich in den Bauch hinein, bevor Du den Atem in einer fließenden Bewegung sehr langsam wieder hinausströmen lässt (gerade das Ausatmen bringt den Entspannungseffekt).

    Anschließend pausierst Du mit der Atmung für sechs bis zehn Sekunden.

    Das Ganze führst Du ca. zwei bis fünf Minuten weiter fort, bis Du              merkst, dass Du entspannter bist.

 

Gerade kurz vor deiner mündlichen Prüfung, die viele SchülerInnen noch einmal als ganz besondere Herausforderung empfinden, kann dir diese Übungen ein wenig Entspannung bringen.

 

Für deine nächste Zeit wünsche ich dir jetzt vor allem Gelassenheit und viel Erfolg!