Beruflich neu orientieren mit dem Ikigai

Der Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung sollte nicht daran scheitern, dass du nicht weißt, wie du diesen Prozess am besten in Gang setzt, welche Fragen du dir stellen solltest und wie du deine Überlegungen am besten strukturierst.

 

Ikigai heißt das Lösungswort und ist eine Methode, eine Philosophie aus Japan.

 

Das Wort Ikigai kann man sinngemäß übersetzen mit „das, wofür es sich zu leben lohnt“ oder“ das, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen“.

Sein Ikigai zu finden heißt, seine persönliche Motivation zu finden, um jeden Tag mit Euphorie anzugehen. Es schafft ein Gefühl der Lebensfreude, der inneren Zufriedenheit.

 

In der japanischen Kultur hat dieser Findungsprozess eine wichtige Bedeutung und so ist es nicht von ungefähr, dass auch in Deutschland das Finden des eigenen Ikigai immer bekannter geworden ist.

 

Aber wie findet man sein Ikigai? In dem man sich zu folgenden vier Bereichen entsprechende Fragen stellt:

 

Die vier Fragen für dein Ikigai

1. Was liebe ich in meinem Leben?

 

2. Worin bin ich besonders gut?

 

3. Was braucht die Welt und wofür werden meine Fähigkeiten auf     

    dieser Welt gebraucht?

 

4. Wofür werde ich bezahlt, wie kann ich mit meiner Arbeit Geld

    verdienen?

 

Um später aus den Antworten dein Ikigai zu bilden, empfehle ich dir, deine Antworten auf diese Fragen auf Post-its zu notieren. Schreibe jede auf ein einzelnes dieser Blättchen und nutze für jede der vier Fragen eine andere Farbe. Das macht dir die Arbeit zum Schluss einfacher.

 

Ikigai

Was liebst du in deinem Leben?

Die erste Frage, was liebst du in deinem Leben besonders, ist für manch einen gar nicht so einfach zu beantworten.

 

Was lässt dein Herz höherschlagen, so dass du morgens gerne aus dem Bett springst? Du kannst dich z.B. fragen, was du schon als Kind gerne getan hast oder worüber sprichst du mit leuchtenden Augen? Bei welchen Tätigkeiten kommst du in einen Flow, so dass du darüber die Zeit vergisst? Womit würdest du am liebsten den ganzen Tag verbringen?

 

 

Wenn du deine ersten Ideen notiert hast, kannst du gerne zur nächsten Frage übergehen. Lass dir Zeit und schreibe in den nächsten Tagen nach und nach weitere Ideen auf, die dir einfallen. Du wirst feststellen, dass diese Frage nachwirkt und dir im Alltag bestimmt noch mehr einfällt. 

 

Worin bist du besonders gut? Was sind deine Stärken?

Bei der zweiten Frage geht es darum, mit was du mehr punkten kannst als der Durchschnitt der Bevölkerung. Was würdest du als deine Expertise bezeichnen, durch welche Stärken zeichnest du dich aus? Worum beneiden dich andere? Was würden deine Freunde sagen, wenn du sie danach fragst?

 

Hilfreich dazu ist auch mein Blogartikel „Deine Stärken erkennen – so gehts!". Da gebe ich dir noch einmal einen Tipp, wie du sie herauszufinden kannst. 

 

Was von dir wird wofür auf dieser Welt benötigt?

In der dritten Frage klärst du für dich: Was braucht die Welt? Was von dir wird wofür auf dieser Welt benötigt? Hier geht es um deine Mission. 

 

Was von dem, was du tust, hat für andere den größten Nutzen? Was davon würde fehlen, wenn du es nicht tätest? Es geht bei dieser Frage aber auch darum, was davon dich mit Sinn erfüllt, was sind deine Werte? Was soll bleiben, wenn du einmal nicht mehr bist?

 

Tja, nicht einfach zu beantworten. Gerade für diese Frage solltest du mehr Zeit einplanen und klar, schließlich deine Ergebnisse wieder auf deinen Zetteln notieren. 

 

Wofür wirst du bezahlt?

Es ist selbstverständlich, dass bei einer beruflichen Neuorientierung dein Beruf auch deinen Lebensunterhalt sichern soll. Das muss nicht viel sein, aber zum Leben reichen sollte es schon. Sonst bleibt alles, was du tust, nur ein Hobby.

 

Daher kannst du dich zum Schluss fragen: Für was, was ich gut kann, werde ich schon in meinem jetzigen Beruf bezahlt oder für was, würde man mich in Zukunft bezahlen? Welche meiner Fähigkeiten, Stärken, Talente sind Geld wert? Gibt es ansonsten noch andere Einnahmequellen, mit denen ich neben meinem Beruf Geld verdiene?

 

 

Dein Ikigai erstellen

Wenn du alle vier Fragen für dich hinreichend beantwortet hast, geht es zur Auswertung, wobei es enorm hilfreich ist, diese zu visualisieren. 

 

Die für jede Kategorie erstellten Post-its werden nun wie ein Kleeblatt angeordnet, wobei du in der Mitte einen Freiraum lässt. Dort ist später der Platz für dein Ikigai. Ganz praktisch heißt das also, dass du links die Zettel klebst (z.B. an einem Fenster), die deine Stärken manifestieren. Schräg darüber kommen deine Interessen, rechts kommt, was die Welt braucht und weiter unten sind die, die zum Inhalt haben, wofür du bezahlt wirst. 

 

Ziel ist es, eine Schnittmenge aus den vier Kategorien zu bilden. Welche deiner Antworten passen so zusammen, dass sie dein Ikigai bilden? Für was, was du gut kannst, interessierst du dich sehr, wird auch von der Welt gebraucht und schließlich auch von jemandem bezahlt?

 

Betrachte das Finden deines Ikigai als Projekt für eine kurze Zeit. Nimm dir in den folgenden Tagen immer wieder Zeit zu reflektieren, ob dir noch etwas für dein Kleeblatt einfällt. Achte auf die Dinge, die du gut kannst, die du gerne tust. Beobachte, wann andere dir spiegeln, dass sie das, was du tust, als wertvoll erachten.

 

Vielleicht merkst du auch, dass dir die ein oder andere Frage besondere Probleme macht, dass du wenige Antworten findest. Dann kann es sein, dass du an dieser Stelle auf das stößt, was wir Coachs sogenannte innere Blockaden bzw. limitierende Glaubenssätze nennen. Etwas, was dich hindert, für dich die richtigen Antworten zu finden. Diese sind alleine nicht immer einfach aus dem Weg zu räumen. An dieser Stelle kann es hilfreich sein, einen Coach aufzusuchen.