Wie du verhinderst, dass du dich selbst ausbremst

 

Eigentlich hast du fest vor, dich endlich beruflich zu verändern. Du hast angefangen, dir entsprechende Bücher zu kaufen, aber irgendwie funktioniert das alleine nicht so richtig.

 

Daher hast du dich durchgerungen und dir endlich einen Coach gesucht, der dich dabei unterstützt, eine neue Vision zu kreieren. 

 

Das erste Mal ist spannend und du bist mit Feuer und Flamme dabei, auch beim zweiten Termin kommt ihr richtig gut voran.

 

Für den nächsten Termin – das Ende eurer Zusammenarbeit rückt immer näher – hat er dir mal wieder eine Hausaufgabe mitgegeben. Aber irgendwie schaffst du es nicht, sie zu erledigen und auch als du ihm beim nächsten Mal gegenübersitzt ist die bisherige Freude und Motivation nicht wiedergekehrt. Am liebsten möchtest du alles stoppen, diesen Weg nicht weiterverfolgen. 

 

Sabotierst du dich gerade selbst?

Was ist passiert? Es kann gut sein, dass du dich gerade selbst sabotierst.

Selbstsabotage tritt viel häufiger auf als wir meinen, nicht immer erkennen wir sie und daher möchte ich dich in dem heutigen Artikel mit ihr bekannt machen.

 

Zunächst möchte ich dir zeigen, was in diesem Fall wahrscheinlich mit dir passiert und warum du es dir selbst so schwer machst, dein anvisiertes Ziel zu erreichen. Es ist ein Anteil in dir, der dann auf den Plan tritt, wenn er meint, dich schützen zu müssen und man nennt ihn auch den inneren Saboteur. Innerer Saboteur – das klingt nicht schön, das klingt eher nach einem Bösewicht, einen, den man möglichst schnell wieder in die Wüste schicken möchte.

 

Und doch sind seine Absichten durchaus positiv. Denn seine eigentliche Mission ist es, dich zu schützen, z.B. vor dem Versagen, vor dem Gefühl der Enttäuschung oder davor, dass du Ziele verfolgst, die nicht deine eigenen sind. Möglicherweise will er dich von einer Veränderung abhalten, da du dann deine Komfortzone verlassen müsstest und so unangenehme Gefühle entstehen könnten.

 

Vielleicht hast du auch Angst davor, erfolgreicher als deine Eltern zu sein und nimmst dich unbewusst zurück, um nicht als illoyal zu gelten. Der Saboteur bewahrt dich auf diese Weise vor dem Verlust von Zuwendung und Anerkennung.  

 

Wie du den Saboteur erkennst

Unseren Saboteur zu erkennen ist gar nicht so einfach, denn er tut alles, damit wir ihn nicht identifizieren.

Er arbeitet gerne undercover, versteckt und tarnt sich durch Entschuldigungen, durch Sätze wie „ich hatte keine Zeit für die Bewerbung, ich musste noch erst die Wohnung putzen“, „ich bin noch nicht gut genug und muss erst noch eine Weiterbildung machen“ oder vielleicht auch „wer bin ich denn, dass ich mir solche Träume erlaube“. Es finden sich immer wieder Ausreden, die uns daran hindern, unser Vorhaben durchzuführen.

 

Wenn es dir wichtig ist, dich beruflich zu verändern, du aber merkst, dass du nicht so richtig weiterkommst, dich irgendwie ausbremst, dann solltest du genauer hinschauen, ob dieser Saboteur gerade bei dir aktiv ist. Und wenn du es für möglich hältst, dass dieser Anteil dich gerade zurückhält, geht es jetzt darum, ihn tatsächlich zu entdecken und sein Anliegen zu klären.

 

Wovor will dein Saboteur dich schützen?

Hierfür kann es hilfreich sein, dich zu fragen: „Was habe ich davon, dass ich nicht den nächsten Schritt gehe?“ „Was habe ich davon, dass ich mich nicht endlich an diese Übung meines Coaches setze?“ Was habe ich davon, dass ich nicht endlich diese Bewerbung schreibe oder die nächste Weiterbildung buche?“

 

Diese Frage ist sehr hilfreich, um deinem Saboteur auf die Schliche zu kommen. Was sind seine wahren Gründe, dich immer wieder von diesem Vorhaben abzuhalten? Wovor willst du dich also selbst schützen?

 

Nicht immer ist es ganz einfach, diese Frage mit dem Kopf zu lösen. Manchmal ist es gut, diesem Gefühl in deinem Körper nachzuspüren. Wo genau fühlst du diese Sorge? Gab es Momente in deinem Leben, wo du dich ähnlich gefühlt hast? Erinnert dich diese Angst an etwas?

Vielleicht erkennst du bei der Frage „wovor will ich mich schützen“, dass es gar nicht dein eigener Wunsch ist, dich beruflich zu verändern. Vielmehr wurde es von außen an dich herangetragen, weil z.B. deine Eltern oder dein Partner meinen, du hättest doch einen viel besser bezahlten Job verdient.

 

Oder du hast Angst, dass du in deinem neuen Job keinen Erfolg hast und du dich als Loser fühlen wirst, denn dieses elende Gefühl kennst du schon aus anderen Zusammenhängen.  

 

Oder du hast Angst, dass sich dein Traum als Alptraum entpuppt und du dir und deinem Umfeld eingestehen musst, dass du dir etwas vorgemacht hast.

 

Deine Antworten bedeuten aber nicht, dass dein Saboteur zwingend Recht hat und du dich daher auf jedem Fall von ihm leiten lassen solltest. Dieser Teil in uns ist leider wenig flexibel und möchte gerne das dir Bekannte erhalten. Er mag keine Veränderung und vor allem möchte er dich vor unangenehmen Erfahrungen schützen. 

 

Überprüfe dein Ziel

Hast du den Saboteur entlarvt und erkannt, worum es ihm geht, solltest du seine Einwände ernst nehmen. Du kannst deine Ideen noch einmal überdenken und sie möglicherweise verbessern. Kläre für dich, was du wirklich selbst möchtest. Was ist das Ziel, das du verfolgst? Warum möchtest du das? Ist es wirklich dein Ziel (z.B. Erfolg, Karriere, mehr Geld) und tut es dir gut? Wie wird es dir gehen, wenn du dieses Ziel erreicht hast?

 

Falls dir deine Antworten signalisieren, dass du auf einem guten Weg bist, kannst du dich fragen: Welchen Umsetzungsplan habe ich für mich entwickelt? Wie kann ich am besten vorgehen? Wie werde ich mit Hindernissen umgehen?

 

So überwindest du deine Selbstsabotage

Nun wird es Zeit, dass du mit deinem inneren Saboteur in den Dialog trittst. Sprich mit ihm – ruhig laut – und zwar so, als wenn dir dort ein anderer Mensch gegenübersäße. Kläre mit ihm, warum er dich behindert.

 

So kannst du z.B. sagen „Ich möchte meinen Job nicht mehr weiter ausführen, ich habe darauf keine Lust mehr und möchte mir endlich etwas Neues suchen“. Und wenn dein hemmender Anteil dir antwortet, „Was soll das? Das Leben ist doch kein Ponyhof. Was wenn du feststellst, dass dir das auch keinen Spaß macht? Was, wenn du versagst und man dir kündigt?“, solltest du darauf eine für dich zufriedenstellende Antwort geben können.

 

Sie könnte zum Beispiel lauten: „Danke, dass du dich um mich sorgst, aber ich habe mir das alles sehr gut überlegt. Ich habe mir einen Plan gemacht, mich gut informiert und mich mit Leuten, die diesen Beruf ausüben, hinreichend unterhalten. Ich bin bereit, die Konsequenzen, die sich aus meiner Entscheidung ergeben, zu tragen und habe keine Angst vor dem, was da kommt. Ich möchte, dass du das akzeptierst, mich weiterhin freundlich begleitest, mich aber nicht ausbremst.“

 

Auch wenn dir diese Vorgehensweise zunächst ein wenig befremdlich vorkommt - bei diesen Gesprächen handelt es sich nicht um Kindereien. Du wirst feststellen, dass es dir hilft, dich mit deinen eigenen Sorgen auseinanderzusetzen und ihnen etwas entgegenzuhalten.

 

Und immer wieder, wenn du bemerkst, dass dein Saboteur doch noch einmal versucht, dich vom Gegenteil zu überzeugen, hast du deine guten Argumente in der Hinterhand. 

 

Übernimm die Verantwortung für dein Leben

Und wenn sie dir fehlen?

Dann frage dich noch einmal, was für deinen neuen Plan spricht bzw. ob du bereit bist, das entsprechende Risiko für dein Vorhaben zu tragen und mit negativen Gefühlen klarzukommen. Letztlich musst du die Verantwortung für dein Tun übernehmen.

 

Möglicherweise hilft es deinem Saboteur zu sagen: „Vielleicht genüge ich den zukünftigen Anforderungen nicht. Aber ich habe jetzt alles Nötige getan, um mich auf die neue Aufgabe vorzubereiten. Würde ich diese Chance jetzt nicht wahrnehmen, würde ich es mir ein Leben lang vorhalten. Respektiere jetzt diese Entscheidung und lass mich mein Ding machen.“

 

Übrigens: Gerade nachts, wenn wir zur Ruhe kommen, ist der Moment des Saboteurs. Er bringt uns dazu, zu grübeln, unser Handeln zu hinterfragen, unsere ureigensten Ängste hervorzuholen. Dann ist es gut, wenn du dein Ziel klar vor Augen hast und weißt, dass es genau das ist, was du möchtest. Es hilft, ihn dann in seine Schranken zu weisen und ganz konkret zu sagen: Stopp!  Konzentriere dich dann auf deinen Atem und spüre nach, wo er gerade in deinem Körper verläuft, um deine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken.

 

Wenn du erkannt hast, warum du dich selbst ausbremst und zurücknimmst, obwohl du doch unbedingt etwas verändern möchtest, werden diese Tipps dich dabei unterstützen, den nächsten Schritt zu tun.

 

Sei der Chef in deinem eigenen Leben.